Altersmedizin: Doppeljubiläum am St. Johannisstift

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Paderborn (iv). In diesem Jahr feiert der geriatrische Fachbereich des Evangelischen Krankenhauses St. Johannisstift quasi zwei Mal Geburtstag: zum einen das zehnjährige Bestehen der Klinik für Geriatrie und das sechsjährige Bestehen der geriatrischen Tagesklinik. Hinter beiden stecke ein Konzept für die umfassende medizinische, pflegerische und therapeutische Versorgung von älteren Menschen, das in der Paderborner Region einmalig sei, so Dr. Anke Nolte, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin und Geriatrie.

Am Dienstag, 4. Juni 2019 um 18.30 Uhr informiert Dr. Anke Nolte, zu den umfassenden Angeboten der Altersmedizin (Geriatrie) und stellt nach einem kurzen historischen Rückblick gemeinsam mit ihrem Team die vier Säulen des Konzeptes im St. Johannisstift vor: Medizin, Pflege, Therapie, Sozialdienst. Eine Anmeldung zu der Veranstaltung ist nicht erforderlich und der Eintritt ist frei.

"Das Besondere in der Geriatrie und der geriatrischen Tagesklinik ist, dass es eine sehr intensive Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten gibt, um die älteren Patienten entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse zu versorgen", betonen Dr. Anke Nolte und Dr. Carmen Solbach, Leitung Sektion Geriatrie.

"Wir haben jeden Morgen eine Besprechung mit Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten, um besondere medizinische, pflegerische oder therapeutische Vorkommnisse zu besprechen, auf die gegebenefalls diagnostisch oder in der Behandlung reagiert werden muss", so Solbach. "Einmal in der Woche findet für jeden Patienten eine große Teamsitzung statt, an dem das gesamte geriatrische Team teilnimmt, also zusätzlich zu Ärzten und Pflegekräften auch der Sozialdienst, Psychologen, Logopäden und Ergotherapeuten. Zusammen definieren wir das Behandlungsziel jedes einzelnen Patienten, schauen, wo wir stehen, passen unsere medizinische, pflegerische und oder therapeutische Strategie an und kümmern uns insbesondere um die weitere häusliche Versorgung nach dem stationären Aufenthalt bei uns", ergänzt Silke Bergen, pflegerische Bereichsleitung Geriatrie.

Die Versorgung mit Hilfsmitteln, die Beantragung eines Pflegegrades, eine Wohnraumberatung, die Veranlassung eines Pflegedienstes oder das Suchen eines Kurzzeitpflegeplatzes sind wichtige Aufgaben, die ggf. während des stationären Aufenthaltes schon gelöst werden müssen. Dies im engen Kontakt mit dem Patienten selbst und den Angehörigen. "Der Patient kommt ggf. zur weiteren medizinischen und körperlichen Stabilisierung zu uns in die geriatrische Tagesklinik", sagt Dr. Carmen Solbach. "Im Idealfall wird er in der Zeit bei uns wieder so fit, dass er seine maximale Selbstständigkeit wiedererlangt. Die Zusammenarbeit ist hier so eng wie sonst nur bei neurologischen Patienten." Neben der engen Zusammenarbeit zwischen allen Professionen hinweg ist die aktivierende Pflege auch ein wichtiges Merkmal der Geriatrie", so Frau Bergen. "Im Schnitt bekommt jeder Patient über zwei Therapieanwendungen pro Tag", berichtet Mathias Obwioslo, Leitung Abteilung für Physiotherapie. "Für ältere Patienten ist das zum Teil fast schon "Höchstsport". Sowohl Ärzte, Therapeuten als auch Pflegekräfte, die in der Geriatrie vom St. Johannisstift tätig sind, weisen eine zusätzliche Weiterbildung im geriatrischen Bereich vor, um der Komplexität der Krankheitsbilder der älteren Menschen bzw. ihrer Multimorbidität (Mehrfacherkrankungen) gerecht zu werden. Ob ein Patient in die Klinik für Geriatrie oder in die geriatrische Tagesklinik oder in eine Rehabilitationseinrichtung kommt, entscheidet der behandelnde Arzt im Krankenhaus oder der Hausarzt anhand spezifischer Kriterien.

Seit Bestehen der geriatrischen Fachabteilung am St. Johannisstift besteht eine gute, wechselseitig sehr geschätzte Zusammenarbeit mit den internistischen, (unfall-)chirurgischen Fachabteilungen des Brüderkrankenhauses St. Josef Paderborn und des St. Vincenz- Krankenhauses Paderborn/Salzkotten, sowie der Neurologie des St. Vincenz-Krankenhauses. Oftmals wird die Erkrankung des älteren Patienten durch einen meistens vorübergehenden Verwirrtheitszustand verkompliziert. Um diese Patienten fachgerecht mit zu behandeln, besteht seit 2016 eine Kooperation mit der LWL-Klinik Paderborn. Zudem hat das St. Johannisstift im Januar 2016 den Geriatrischen Versorgungsverbund Paderborn-Höxter gegründet. Ein Zusammenschluss mit dem Klinikum Weser-Egge, Asklepios Weserbergland-Klinik und dem Helios Klinikum Warburg, der die fachübergreifende Zusammenarbeit deutlich fördert und damit die Versorgung der einzelnen Patienten verbessert.

Am 1. Januar 2009 eröffnete die Klinik für Geriatrie mit zunächst 20 Betten ihre Türen für betagte Patienten mit akuten Erkrankungen, deren Mobilität und Selbsthilfefähigkeit eingeschränkter ist als bei vielen anderen kranken Menschen. Seit August 2013 bietet das Ev. Krankenhaus St. Johannisstift 45 Plätze in der stationären geriatrischen Krankenhausversorgung an und 15 Plätze in der geriatrischen Tagesklinik. Die Klinik für Geriatrie wurde bereits im November 2009 in den überregionalen Bundesverband Geriatrie aufgenommen und seit April 2015 verfügen die Klinik für Geriatrie und die Geriatrische Tagesklinik über das Qualitätssiegel Geriatrie Add-on, welches jährlich in einem Auditverfahren bestätigt wird und die Einhaltung der hohen Qualitätsstandards belegt und für Patienten transparent macht.

Der Vortrag gehört zu der Veranstaltungsreihe "Ihre Gesundheit - Unser Beitrag" des Evangelischen Krankenhauses St. Johannisstift. Jeden Monat informieren Experten zu den unterschiedlichen Krankheitsbildern und geben alltagsnahe Unterstützungen an die Hand. Alle Veranstaltungen sind kostenfrei und finden auf dem Gelände des St. Johannisstift rund um die Reumontstraße statt.

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Dr. Carmen Solbach, Leitung Sektion Geriatrie, und Silke Bergen, Bereichsleitung Geriatrie im Gespräch mit einem Patienten der Klinik für Innere Medizin und Geriatrie. Foto: Hilla Südhaus