Jede und jeder ist bedeutsam

Paderborn (pdp). Die Deutsche Bischofskonferenz hat heute in Bonn die Statistik der katholischen Kirche in Deutschland für das Jahr 2018 veröffentlicht. Darin enthalten sind auch die statistischen Angaben für das Erzbistum Paderborn. In einer Stellungnahme zu den veröffentlichten Zahlen betont Generalvikar Alfons Hardt: „Jeder einzelne Christ ist zum Zeugnis für den Glauben aufgerufen und durch den Empfang von Taufe und Firmung gestärkt und gesandt.“

Stellungnahme von Generalvikar Alfons Hardt für das Erzbistum Paderborn:

„Im Erzbistum Paderborn lebten im Jahr 2018 insgesamt 1.491.856 Katholiken. Das sind 25.514 Katholiken weniger als im Vorjahr. Dieser Rückgang liegt einerseits in der demografischen Entwicklung und in Wanderungsbewegungen der Bevölkerung begründet, anderseits aber auch in Austritten aus der Gemeinschaft der Katholischen Kirche. Die Austrittszahlen sind signifikant: Im Jahr 2018 haben im Erzbistum Paderborn 9.369 Katholiken die Kirche verlassen.

Diese vielen Austritte schmerzen natürlich sehr, nicht nur mich allein, sondern auch alle, die sich in unserer kirchlichen Gemeinschaft beheimatet fühlen und in dieser Gemeinschaft mit der Kirche leben, denken und fühlen. Was führt zu diesen Austritten? – Gründe dafür gibt es verschiedene, sie sind uns nicht sicher bekannt. Der entscheidendste Grund für einen Austritt liegt auf der je persönlichen Ebene, wahrscheinlich in einem schrittweisen persönlichen Entfremdungsprozess, der dem Austritt als letzten Schritt vorangeht. Hier ist es unsere Aufgabe, die Menschen in der Gemeinschaft der Kirche zu halten, sie anzusprechen, zu begleiten und immer wieder neu einzuladen, gemeinsam auf die frei- und frohmachende Botschaft Gottes für uns Menschen zu hören und sie mitten in unserer Welt umzusetzen. Hierfür arbeiten wir weiter an Ideen und Projekten auf allen Ebenen des Erzbistums, insbesondere auf der Ebene der Pastoralen Räume und der Kirchengemeinden vor Ort.

Wir wollen Gemeinschaft erfahrbar machen und unsere Kommunikation miteinander und den Austausch mit allen Menschen, die auf dem Gebiet unseres Erzbistums leben, intensivieren. Wir wollen vor allem auch hören, was die Menschen suchen und brauchen und was sie von uns als Kirche erwarten. Wir wollen alle Menschen erreichen und dafür gewinnen, den Weg des Glaubens in der großen Gemeinschaft der Kirche mitzugehen. Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass wir als Christen eine Lebens-Botschaft haben, die für alle attraktiv sein kann.

Mit Sorge erfüllt mich der Anstieg der Austrittszahlen: Im Vergleich zum Vorjahr sind es 2.022 Menschen mehr, die ihren Austritt erklärt haben. Diese hohe Zahl liegt wohl auch im Skandal des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen im Raum der Kirche begründet, wie ihn die MHG-Studie im vergangenen Herbst belegt hat. Ich kann die damit verbundene Verletzung und Enttäuschung nur allzu gut verstehen. Als Kirche stehen wir auf der Seite der Opfer sexueller Gewalt, wir arbeiten auf der Grundlage der geltenden Leitlinien auch mit den staatlichen Behörden zusammen. Auch im Feld der Prävention sind wir engagiert. Dies muss durch uns weiter umgesetzt und kommuniziert werden, um verlorenes Vertrauen und Zutrauen zurückzugewinnen.

Im Kontext der MHG-Studie sind weitere bedeutende und drängende Themen im Raum der Kirche deutlich geworden – Umgang mit Macht in der Kirche, Priesterliche Lebensform, Sexualmoral, Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche. Ich bin dankbar, dass diese Fragen von uns jetzt durch die Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken in einem Synodalen Weg konkret angegangen werden. Es geht um die Glaubwürdigkeit unserer Kirche. Der Brief von Papst Franziskus „An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ ist eine Ermutigung und zugleich Leitlinie für diesen Synodalen Weg.

Ich möchte nochmals ausdrücklich sagen: Jede und jeder Einzelne, der die Kirche verlässt, ist für uns als Gemeinschaft ein Verlust und das Weggehen schmerzt.

Wir sind dankbar, dass die Zahl der Taufen mit 10.013 im Jahr 2018 ähnlich hoch ist wie im Jahr 2017 mit 10.302 Taufen. Auch die Zahl der Erstkommunionen ist annähernd gleich geblieben (10.848 im Jahr 2018 gegenüber 11.035 im Jahr 2017). Die Zahl der Übertritte und Eintritte in die Katholische Kirche ist im Jahr 2018 angestiegen auf 176 Christen (im Jahr 2017 waren es 167) und die Zahl der Wiederaufnahme ist im Jahr 2018 auf 299 gesunken (im Jahr 2017 waren es 354 Wiederaufnahmen). Die Anzahl der kirchlichen Bestattungen im Erzbistum Paderborn ist von 16.490 im Jahr 2017 auf 16.751 im Jahr 2018 angestiegen.

Im Jahr 2017 waren 927 Priester im Erzbistum Paderborn inkardiniert, im Jahr 2018 waren es noch 906 Priester. Im Jahr 2017 wurden 5 Priester geweiht, im Jahr 2018 empfingen zwei Männer das Sakrament der Priesterweihe.

Jeder einzelne Christ ist zum Zeugnis für den Glauben aufgerufen und durch den Empfang von Taufe und Firmung gestärkt und gesandt. Mit den Realitäten müssen wir leben. Zugleich kommt es mehr und mehr darauf an, unsere spezifischen Anliegen und Aufgaben zu erfüllen. Es ist bedeutsam, das Evangelium freudig zu verkünden und zu leben.“

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Generalvikar Hardt