Bildungstage für Kirchenmusik

Paderborn (pdp). Die Komponisten Hector Berlioz und Johann Rosenmüller standen im Blickpunkt der Bildungstage für Kirchenmusik im Erzbistum Paderborn, die alljährlich gleich zu Jahresbeginn in Paderborn stattfinden. Ein Konzert in der Kaiserpfalz sowie Chorproben rundeten das Programm ab.

Hauptberufliche Kirchenmusiker, Studierende sowie Chorsängerinnen und Chorsänger waren der Einladung zu den Bildungstagen für Kirchenmusik nach Paderborn gefolgt. Prof. Dr. Paul Thissen, Referatsleiter Kirchenmusik im Erzbischöflichen Generalvikariat war mit der Resonanz sehr zufrieden: „50 Frauen und Männer im Alter von 16 bis 70 Jahren haben teilgenommen, um sich vier Tage mit den Werken von zwei Komponisten zu beschäftigen, die in diesem Jahr Gedenktage feiern.“

Zum 150. Mal jährt sich der Todestag von Hector Berlioz, dessen geistliche Vokalmusik und die „Neudeutsche Schule“ den Teilnehmenden vor allem in Vorträgen näher gebracht wurden. Der praktische Teil mit Chorproben war eher Johann Rosenmüller gewidmet, dessen 300. Geburtstag in diesem Jahr gedacht wird. „Neben Liszt ist Berlioz wohl der bedeutendste Vertreter der sogenannten Neudeutschen Schule. Von ihm stammen groß dimensionierte Werke wie die Messe des morts oder das Te Deum“, so Thissen. Dagegen eignen sich die kirchenmusikalischen Werke von Rosenmüller eher für die Praxis und wurden in mehreren Proben für den Abschlussgottesdienst erarbeitet.

Zu den Bildungstagen der Kirchenmusik für Interessenten aus dem gesamten Erzbistum Paderborn fand am Donnerstagabend ein abgestimmtes Konzert in der Kaiserpfalz statt. „Cantate Domino – virtuose Musik des 17. Jahrhunderts“ führten Mitglieder des Johann Rosenmüller Ensembles mit den Solisten Georg Poplutz (Tenor), Arno Paduch (Zink), Georg Gusia (Orgel) sowie Anette Sichelschmidt (Violone), die kurzfristig für die erkrankte Kristina Filthaut (Dulzian/Blockflöte) eingesprungen ist, auf.

Die „Erfindung“ der Monodie, des vom Generalbass begleiteten Sologesangs um 1600, lockte zahlreiche Musiker aus Nordeuropa nach Italien, um diesen neuen Stil kennenzulernen. Im Jahre 1645 besuchte Johann Rosenmüller Venedig, um den ganz neuen Stil Cavallis zu studieren und dessen Opernstil schließlich in die deutsche Kirchenmusik einzuführen. Rosenmüllers Synthese der an Schütz geschulten protestantischen Musikpraxis mit dem italienischen dramatischen Stil machte ihn zum erfolgreichsten deutschen Komponisten der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, dessen Werke damals übrigens auch in Paderborn erklungen sind.

Das Programm des Abends in der Kaiserpfalz wollte mit den kompositorischen Neuerungen der damaligen Zeit bekannt machen, so dass das Ensemble interessante Werke vortrug. Zu den Besonderheiten des Konzerts gehörte auch das historische Instrument Zink, das der Gründer des Johann-Rosenmüllers-Ensemble, Arno Paduch, vorstellte. Während Zink auf den ersten Blick ein Holzblasinstrument vermuten lässt, so ist es doch ein Blechblasinstrument und zählt zur Gattung Horn. Schon im Spätmittelalter wird es in der Geschichte erwähnt.

Aufgeführt wurden am Donnerstagabend: Johann Rosenmüller „Vulnera Jesu Christi“ (um 1617–1684) Aus: „Andere Kernsprüche...“, Leipzig, 1652/53
Gioseffo Guami Canzona „L’Accorta“ (ca. 1540–1611) Aus: Canzone alla francese..., 1610
Johann Rosenmüller „Lamentationes Jeremiae Prophetate“ Aus: Ms. der Staatsbibliothek zu Berlin
Girolamo Frescobaldi Toccata nona (1583–1643) Aus: Toccate e partite d’intavolatura, libro primo, Roma 1637
Benedetto Reggio „Tulerunt Dominum meum“ (†1646) Aus: Motetti ... Libro primo, Venezia, 1613   Claudio Monteverdi „Nigra sum, sed formosa“ (1567–1643) Aus: „Marienvesper“, Venezia, 1610   Girolamo Frescobald Canzona 23, Quarta (1583–1643) Aus: Canzoni da sonare..., Venezia 1634   Partite sopra l‘Aria di Monicha Aus: Toccate e partite d’intavolatura, libro primo, Roma 1637
Nicolò Corradini „Cantate Domino“ – Psalm 96 (†1646) Aus: Motett Libro primo..., Venezia 1613   Francesco Rognoni Diminution über das Madrigal „Anchor, che col partire“ (1580–1624) von C. de Rore Aus: Selva de vari passagi, Venezia 1620
Johann Rosenmüller „Aurora rosea semper rutilans“ Aus: Ms. der Staatsbibliothek zu Berlin.

 

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Bildungstage für Kirchenmusik
Das Ensemble mit Anette Sichelschmidt, Arno Paduch, Georg Gusia und Georg Poplutz bei der Probe. Foto: pdp / Ronald Pfaff