Junge Menschen sind die Gegenwart Gottes

Panama-City (pdp). Es ist ein Pilgerweg innerhalb der Pilgerreise: Der Weg zur Abschlussveranstaltung des Weltjugendtags führt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und schließlich bis zu einer Stunde lang zu Fuß zum Metropark, rund 15 Kilometer außerhalb des Stadtzentrums von Panama-City. Die Tage der Begegnung hatten in der Woche vom 16. bis 20. Januar dezentral in verschiedenen Diözesen in Costa Rica und Panama stattgefunden. Die Reisegruppe aus dem Erzbistum Paderborn verbrachte sie in San Isidro, Costa Rica. Begrüßungsmesse, Papstwillkommen und Kreuzweg fanden vom 22. bis 25. Januar an der Küstenpromenade Cinta Costera statt.

Mehr als 110.000 registrierte Pilgerinnen und Pilger nahmen nach Aussage der Veranstaltenden an den einzelnen Veranstaltungen teil. Um dem erwarteten Besucherandrang bei der zweitägigen Abschlussveranstaltung, dem traditionellen Höhepunkt jedes Weltjugendtags gerecht zu werden, fand sie im Metropark statt.

600.000 junge Menschen feiern schließlich am Samstagabend gemeinsam mit Papst Franziskus Vigil. Neben stimmungsvollen Tanz- und Musikdarbietungen, der Anbetung des Allerheiligsten und einer langen Zeit der Stille spricht der Heilige Vater zu den Jugendlichen. In einem Impuls redet er über die Kraft der Liebe. Nur das, was man liebt, könne gerettet werden, sagt er und: „Nur was man annimmt, kann verwandelt werden. Die Liebe des Herrn ist größer als all unsere Widersprüche, Schwächen und Begrenztheiten.“ Weiterhin ruft er zum Vertrauen auf: „Der erste Schritt besteht darin, keine Angst davor zu haben, das Leben so zu nehmen, wie es kommt - das Leben anzunehmen!“ Die Worte des Papstes berühren die Jugendlichen und jungen Erwachsenen merklich. Viele haben Tränen in den Augen, immer wieder ernten seine Aussagen spontanen Applaus. „Ich mag Papst Franziskus total gern“, sagt Lisa-Marie Maier aus Castrop-Rauxel. Er sei, auch aufgrund seiner Progressivität, eine sehr inspirierende Persönlichkeit. „Papst Franziskus ist ein Papst der Jugend, weil er ihre Nähe sucht und sie auffordert ihre Anliegen deutliche zu benennen“, sagt Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder.

Auch in seiner Predigt während der Abschluss- und Aussendungsmesse am Sonntagmorgen findet Papst Franziskus deutliche Worte: „Denn, liebe junge Freunde, ihr seid nicht die Zukunft, sondern das Jetzt Gottes.“ Es liege in der Verantwortung der jungen, ja aller Menschen, ins Handeln zu kommen, anstatt sich in untätigen „Zwischenzeiten“ zu verfangen: „Vergesst nicht, dass ihr nicht das Morgen seid, dass ihr nicht die ,Zwischenzeit’ seid, sondern das Jetzt Gottes.“ Die Teilnehmenden des Weltjugendtags sollen, so ergänzt Papst Franziskus im finalen Gebet der weltweit größten christlichen Jugendveranstaltung, auch in ihrer Heimat, in Pfarreien, Gemeinschaften, mit Familien und Freunden über ihre Erfahrungen in Panama sprechen, „damit andere mit der Kraft und der Freude pulsieren können, die ihr in euch habt. Fahrt fort, mit Maria ja’ zum Traum zu sagen, den Gott in euch gesät hat."

Liebe, zum Leben, zu Jesus Christus ist während des gesamten Wochenendes zu spüren. Während die Pilgerinnen und Pilger trotz der glühenden Mittagshitze durch Panama-City zum Metropark laufen, begegnen sie immer wieder jubelnden Anwohnern. Einige verschaffen ihnen eine Abkühlung mit dem Gartenschlauch, andere haben es sich mit der ganzen Familie vor der eigenen Haustür bequem gemacht und winken den willkommenen Gästen zu. Einige wenige wandern gar für eine Weile mit und plaudern mit den spanisch sprechenden Passanten. Jan David Menne aus Dortmund ist begeistert von dieser Herzlichkeit: „Der Weg zum Feld war ganz schön anstrengend und trotzdem hatte ich nie das Gefühl, keine Lust mehr zu haben“, so der Dortmunder. Bei so vielen jubelnden Menschen sei gar kein Raum für schlechte Laune.

Auch auf dem Gelände des Metroparks ist die Stimmung bestens. Bereits am Nachmittag dröhnt laute christliche Popmusik aus den Boxen, tanzen Gruppen im Vorprogramm auf der Bühne und heizt das internationale Moderationsteam den Pilgern ein. Wohin man blickt: Erschöpfte und glückliche Gesichter. Zwischen Isomatten, Schlafsäcken und Zelten für die Übernachtung auf dem Gelände wird getanzt, gepicknickt und gelacht. Eine beliebte Beschäftigung: Souvenirs aus unterschiedlichen Länden miteinander tauschen. Eine Gruppe aus Dortmund hat vorab Freundschaftsbänder in schwarz, rot und gelb geflochten, Hannes Wichmann aus Paderborn tauscht Ländertrikots mit anderen Fußballfans. Im Gegenzug für Deutschlandflaggen und andere Mitbringsel aus der Heimat erhalten die Paderborner Pilgerinnen Armbänder aus Guatemala, Haargummis in den Nationalfarben Costa Ricas und bunte Heiligenpilger aus den USA. Der Weltjugendtag verbindet Menschen über Ländergrenzen hinweg. Wohl auch darum zeigt sich Jan David Menne berührt von den Friedensgrüßen während der gemeinsamen Messen:„ Wenn sich so viele Menschen aus aller Welt den Frieden wünschen, dann macht mir das Hoffnung“, sagt der 24-Jährige.

Nicht nur neue Trikots, sondern auch neue Eindrücke nimmt Hannes Wichmann aus Paderborn mit nach Deutschland. Für den 28-Jährigen war dieser nach Brasilien 2013 und Polen 2016 der dritte Weltjugendtag. Irgendetwas gehe erfahrungsgemäß immer schief und gerade in einem kleinen Land wie Panama habe er bei so vielen Gästen durchaus mit einem gewissen Chaos gerechnet, gibt er zu. „Ich war positiv überrascht. Alles lief super gut und ich habe mich in Panama-City sehr sicher gefühlt.“ Welcher Weltjugendtag für ihn der bisher beste war, könne er schwer sagen, denn „jede Reise ist anders.“ Von dieser nehme er insbesondere die Freundlichkeit mit. „Wir wurden schon in San Isidro von den Gastfamilien total herzlich begrüßt - das war total schön. Die Offenheit, die ich in Costa Rica und Panama erfahren habe, nehme ich mit nach Deutschland.“ Einfach mal fremde Menschen anzulächeln sei so einfach und bewirke doch so viel.

Benedikt Hebbecker, Weltjugendtagsreferent des Erzbistums Paderborn, schließt sich dem an: „Ich bin sehr zufrieden, dass die Organisation des Weltjugendtages so reibungslos funktioniert hat. Die Organisatoren in Panama haben großartige Arbeit geleistet, sodass ein echtes Glaubensfest möglich war.“ Sowohl in Costa Rica als auch in Panama habe die Gruppe überall erlebt, wie sehr sich die Menschen freuen, die Jugendlichen der Welt als Gäste aufnehmen zu dürfen. „Durch die Begegnung mit den Menschen und die Ermutigung des Papstes haben wir neuen Schwung und neue Ideen für die Kirche in Deutschland erhalten.“

„Ich freue mich, dass auch die soziale Frage eine Rolle gespielt hat“, ergänzt Markus Wippermann, Diözesanselsorger des BDKJ. Unter anderem bei Besuchen in einem Kaffeeprojekt von Kolping in Bolivia in Costa Rica, in einem Aids-Pastoralprojekt von Adveniat und beim Youth Hearing des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und Adveniat in Panama-City konnten sich die Jugendlichen mit sozialen Themen und christlicher Solidarität auseinandersetzen. Diözesanjugendpfarrer Schröder zeigt sich dankbar für die Reise: „Der Weltjugendtag ist ein Geschenk des Himmels. Denn in diesen Tagen erleben wir eine junge und fröhliche Kirche.“

Info
Die insgesamt 151 teilnehmenden Pilgerinnen und Pilger aus dem Erzbistum Paderborn verbringen nach dem Ende des Hauptprogramms noch einige Tage in Panama. Gemeinsam erkunden sie in mehrere Gruppen Inseln im Pazifik und wandern auf dem berühmten Wanderweg Camino Real durch den Dschungel und entlang Bergpanoramen. Am Freitag steigen sie in den Flieger gen Heimat.
Der nächste internationale Weltjugendtag findet 2022 in Lissabon, Portugal, statt.

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Papst Franziskus während seiner Ankunft am Samstagabend. Foto: YOUPAX/Laura Konieczny