Gesehen, erschaut und erlebt

Werther (lw). Der Maler und Grafiker Robert Sterl (1867–1932) gehört zu den bemerkenswertesten Vertretern des deutschen Impressionismus. Und obwohl er zu Lebzeiten als Künstler höchst angesehen und erfolgreich war, ist sein Werk heute weniger bekannt als das seiner berühmten Zeitgenossen Max Slevogt, Lovis Corinth und Max Liebermann. Dieser schrieb, Sterl sei »ein wahrhaftiger Künstler; er malt, was ihn in der Natur zu malen reizt. Seine Bilder sind gesehen, erschaut und erlebt.« Erstmals seit 1977 wird der Sachse Sterl nun in umfassender Form in Westfalen gezeigt. Die Ausstellung „Gesehen, erschaut und erlebt – Der Dresdner Impressionist Robert Sterl“ fokussiert sich dabei auf die besondere Verbindung des Impressionisten mit der Heimat des westfälischen Expressionisten Peter August Böckstiegel.

„Kunstfreunde können hier die Neu- und Wiederentdeckung eines bedeutenden Impressionisten erleben und Böckstiegel-Kenner eine neue Facette in der Biografie des Künstlers, die auch für die Kunstgeschichte der Region von großer Bedeutung war“, so David Riedel, künstlerischer Leiter im Museum Peter August Böckstiegel und Kurator der Ausstellung.

Wo aber liegt die Verbindung zwischen beiden Künstlern? Sterl zeigte schon früh Interesse für die künstlerische Avantgarde seiner Zeit. In den Jahren nach 1905, als eine jüngere Generation nach Kräften die Überwindung des Impressionismus suchte, bemühte er sich um den Kontakt zu jungen Studenten an der Dresdner Kunstakademie und förderte ihr Schaffen. Und so begegneten sich auch Böckstiegel und Sterl im Jahr 1913. Nach dem Tode Robert Sterls sollte Böckstiegel eine besondere Rolle für die Wahrnehmung des Künstlers und seines Schaffens in seiner westfälischen Heimat spielen, die gerade vor dem Hintergrund der Deutschen Teilung ab 1945 eine besondere Bedeutung hatte: Ab dem Frühjahr 1941 vermittelte er Hunderte Gemälde, Zeichnungen und Grafiken aus dem Nachlass des Künstlers an befreundete Sammler in Bielefeld, seine »Kunstfreunde«.

So entstand durch Böckstiegels Bemühungen ein bedeutender und für die spätere Bundesrepublik einzigartiger »Konzentrationspunkt« von Werken Robert Sterls in Sammlungen, in denen sein Schaffen in Qualität und Quantität so herausragend vertreten war, wie es sonst für lange Jahrzehnte nur für Dresden und Sachsen gelten konnte.

Das ist nicht nur der Grund für diese Ausstellung mit Werken Robert Sterls im Museum Peter August Böckstiegel, sondern durch somit in großer Zahl erreichbare, bedeutende Leihgaben auch ihr Fundament. So finden sich in der Ausstellung über 70 Werke, die Böckstiegel an Bielefelder und westfälische Sammler, darunter der Gold- und Silberschmied Rudolf Feldmann, vermitteln konnte, die sich teils auch heute noch im Besitz derer Familien oder in Bielefeld befinden, wie etwa der „Hausgarten mit Rittersporn“ (um 1891) oder der „Hafen von Astrachan“ (1914) . Und die Ausstellung zeigt einen Teil der rund 80 Bilder, die der Künstler Böckstiegel selbst so schätzte, dass sie Teil seiner umfangreichen Kunstsammlung wurden und nun im Besitz des P.-A.-Böckstiegel-Freundeskreises sind. Das bedeutendste aus dieser Sammlung, „Sergej Rachmaninow am Flügel“ von 1910, ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Ausstellungsbegleitend erscheint ein reich bebilderter Katalog zum Preis von 24,90 EUR, der im Museumsshop erworben werden kann. Die Schau wird durch Fördermittel des Landes NRW maßgeblich gefördert.

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