Kooperationsverbund Alter und Pflege

Kreis Paderborn (krpb). Wer bringt mir einen Kasten Mineralwasser mit, wenn ich selbst nicht mehr tragen und einkaufen kann? Wer passt auf meinen pflegebedürftigen Angehörigen für eine Stunde auf, damit ich etwas Freiraum für mich habe? Wer bezahlt den Hausnotruf, oder andere Hilfsmittel, wenn ich noch keinen Pflegegrad habe? Wer als älterer Mensch alleine zu Hause lebt oder wer einen Angehörigen pflegt, fühlt sich mit seinen vielen Fragen häufig alleine gelassen. Das soll sich nun ändern: "Die meisten älteren Menschen wollen möglichst lange und möglichst selbstständig im eigenen Zuhause leben. Der Kreis Paderborn will ihnen dabei helfen und hat deshalb ein neues Angebot ins Leben gerufen, das konkret und vor Ort hilft", erklärt Landrat Manfred Müller.

Für diese Aufgabe hat sich der Kreis mehrere Wohlfahrtsverbände mit ins Boot geholt, die zusammen mit der Pflegeberatung des Kreises kostenlose Sprechstunden in jeder Stadt und Gemeinde anbieten. Durch die Beratung im Zweier-Team - mit einem Pflege-Experten und einem Berater für ergänzende Angebote und Hilfen sowie ehrenamtliche Nachbarschaftshilfen - gibt es erstmals eine Anlaufstelle, an die sich ältere oder pflegebedürftige Menschen sowie Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen mit allen Anliegen wenden können. "Hier bleibt keine Frage offen!", verspricht Landrat Müller.

"Selbst für Kenner des Systems ist es schwierig, den Überblick darüber zu behalten, welche Angebote es wo gibt und wer für die Kostenübernahme zuständig ist", weiß Patrick Wilk von der Caritas Paderborn. Deshalb begrüßt er die neue Initiative des Kreises. Zusammen mit der Caritas Büren, der Diakonie und der Arbeiterwohlfahrt ist die Caritas Paderborn Partner des Kreises im "Kooperationsverbund Alter und Pflege" (KoAP), der eigens für dieses neue Angebot gegründet wurde. Die Wohlfahrtsverbände bieten an vielen Orten unterstützende Angebote wie Kurzzeitpflege, Hauswirtschaftshilfen oder Mahlzeitendienste an. Beim neuen Beratungsangebot informieren sie alle Ratsuchenden aber neutral und über die Grenzen der eigenen Verbände hinweg. "Vorher mussten die Bürger alle Anbieter und Verbände abtelefonieren, um einen Überblick über das Angebot vor Ort zu bekommen. Dazu kommen dann noch viele ehrenamtliche Initiativen und Zusammenschlüsse, die zusätzlich recherchiert werden mussten. Durch diese unübersichtliche Angebotslage sind bisher viele wichtige Hilfen nicht bei den Menschen angekommen", verdeutlicht Margot Becker Sozialplanerin vom Sozialamt des Kreises Paderborn.

Ein weiterer großer Vorteil ist, dass die Sprechstunden des KoAP in jeder Stadt und Gemeinde an zentralen, barrierefreien Orten stattfinden. "Für Bewohner der dörflichen Bezirke ist Paderborn häufig zu weit weg", weiß Stephanie Neumann vom Caritas-Verband Büren. Damit steige auch die Hemmschwelle, die dort bereits existierenden Angebote, wie die Pflegeberatung des Kreises, aufzusuchen. Mit dem KoAP ist auch eine Anlaufstelle geschaffen worden, für Menschen, die sich gerne ehrenamtlich engagieren möchten, bisher aber nicht wussten, wo und wie. "Aus dem 'Ich würde gerne ...' passiert häufig mangels Ansprechpartner nichts", sagt Vanessa Kamphemann von der Diakonie. Nun können sie sich an die Anlaufstelle wenden und bekommen Möglichkeiten, den Menschen in ihrer Nachbarschaft zu helfen.

Dass ein Kreis zusammen mit Wohlfahrtsverbänden einen Trägerverbund bildet, um Beratungsangebote für Pflege und das Leben im Alter flächendeckend anzubieten, ist bisher einzigartig. "Das Modell ist bereits auf großes Interesse bei den Nachbarkreisen in OWL gestoßen", freut sich Landrat Müller. Demnächst wird es daher den Sozialdezernaten der anderen Kreise als Projektidee vorgestellt. Schließlich stehen alle vor demselben Problem: Die Gesellschaft wird älter, die Menschen leben länger in eigenen Zuhause und brauchen daher Zugang zu den Informationen und Angeboten. "Der Kreis Paderborn hat zusammen mit der Politik viel Weitsicht  bei der Entwicklung dieses Prototyps gezeigt", lobt Ulla Hoentgesberg von der Arbeiterwohlfahrt.

Sozialraum- und Pflegeberatung in den Städten und Gemeinden des Kreises Paderborn
Zu den Sprechzeiten werden Bürger kostenlos über soziale Leistungen bei Pflegebedürftigkeit und ihre Finanzierungsmöglichkeiten beraten sowie bei der Antragstellung unterstützt. Zudem erhalten sie Informationen über lokale Angebote zur sozialen Teilhabe z.B. Sport, Kultur, Begegnungstreffs, zu alltagsunterstützenden Hilfen wie Entlastungs- und Betreuungsdienste oder Hauswirtschaftshilfen und zu ehrenamtlichen Hilfen. Außerdem können begleitende Gespräche oder Hilfen bei psychosozialen Problemen wie sozialer Vereinsamung vermittelt werden.

Weiterhin finden Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, hier eine Anlaufstelle.
Die Informationen zu den Adressen, Telefonnummern und Sprechzeiten in jeder Stadt und Gemeinde finden Sie unter: www.kreis-paderborn.de/pflegeportal unter der Rubrik "Hilfen und Angebot".

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Kooperationsverbund Alter und Pflege
Landrat Manfred Müller drückt den Startknopf für mehr Hilfe bei Alter und Pflege - Stephanie Neumann vom Caritasverband im Dekanat Büren e.V., Günther Agethen vom Sozialamt des Kreises Paderborn, Landrat Manfred Müller, Ulla Hoentgesberg von der AWO Kreisverband Paderborn e.V., Margot Becker vom Sozialamt des Kreises Paderborn, Patrick Wilk vom Caritasverband Paderborn e.V., Vanessa Kamphemann von der Diakonie Paderborn-Höxter e.V. Foto: Kreis Paderborn, Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Meike Delang